FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Diskussion / Jahrgang 2006

 

Zum Verhältnis zwischen
Bindungstheorie und Systemtheorie

 

Vorbemerkung: In zahlreichen Gesprächen, die Ludwig Salgo mit Jugendamtsvertretern führte, machte er immer wieder die Erfahrung, dass Sozialarbeiter, die den systemtheoretischen Ansatz vertreten, zu anderen meist gegenläufigen Schlussfolgerungen neigen, als diejenigen, die sich besonders auf die Bindungstheorie stützen. Deshalb richtete er einen Appell an die Bindungstheoretiker, ihr Verhältnis zur Systemtheorie zu klären (s. ‚Kinder ohne Bindung’). Einen ersten Gedanken in dieser Richtung entnehmen wir einer Korrespondenz mit Oberarzt Dr. Karl Heinz Brisch, Priv. Doz. Dr. med. habil., Kinder- und Jugendpsychiater, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin und Psychoanalytiker.
K.E. (März 2006)


 

In der Vergangenheit - und immer noch weit verbreitet - gab es bei den Jugendämtern folgende Auffassung: Die Familie ist ein System. Wenn die Eltern in dem System nicht in der Lage sind, für die Kinder adäquat zu sorgen, braucht es von außen Hilfen und Ergänzungen für dieses System, sei es etwas in pädagogischen Familienhilfen oder auch durch eine Pflege-Ergänzungsfamilie, mit der zum primären System der Ursprungsfamilie ein Ergänzungssystem dazu kommt. Das zusätzliche System bzw. der Einfluss auf die Ursprungsfamilie wird dadurch positiv verändert und alles kommt wieder ins Lot und die Kinder können sich in der Ursprungsfamilie weiter entwickeln.

Diese Betrachtung ist hilfreich, wenn eine Familie, besonders die Eltern, grundsätzlich  die notwendigen Voraussetzungen zur Erziehung und eine gesunde Persönlichkeit mitbringen, jetzt aber als Familie durch widrige Umstände, externe Belastungen, Erkrankungen eines Eltenrteils etc. überlastet sind und das System dadurch etwa zu dekompensieren droht oder bereits ist.

Wenn wir es aber mit traumatisierten Eltern zu tun haben und schwerwiegender Psychopathologie, dann ist diese systemische Auffassung nicht mehr ausreichend, sondern es benötigt individuelle Hilfen wie Psychotherapie für die Eltern, eine Herausnahme des Kindes und eine Unterbringung in einer "Ersatzfamilie" und es bleibt offen, ob das Kind jemals wieder in dem primären System Familie leben wird können. Mein Fallbeispiel (s. http://www.agsp.de/html/r143.html) ist dafür geeignet, dies gut zu veranschaulichen. In vielen Fällen brauchen wir also nicht oder nicht nur eine "Ergänzungsfamilie” als Systemergänzung, sondern eine "Ersatzfamilie", was einem Systemwechsel für das Kind gleichkommt, damit es in dem neuen System rasch gute Entwicklungsbedingungen vorfindet.

Karl Heinz Brisch  (März 2006)

 

 

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