FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Diskussion / Jahrgang 2003

 

Es gäbe eine ausreichende Anzahl von Pflegeeltern, wenn ...

von Ines Kurek-Bender (Mai 2003)
(Vorsitzende des PFAD-Bundesverbandes)

 

Im neuesten Arbeitspapier der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter (BAGLJÄ) vom Dezember 2002 wird darauf hingewiesen, dass die pädagogische Arbeit in einer Pflegefamilie nicht geringer zu bewerten ist als die in einem Heim. Daher sollen neben der Pauschale für den Lebensunterhalt des Kindes und der Pauschale für die Kosten der Erziehung auch die zusätzlichen Leistungen in Form von Zuschüssen Raum geben für den individuellen Bedarf und für flexible, angemessene Einzelentscheidungen. Für die schwierige Arbeit der Pflegefamilie sei es notwendig, Mittel für Supervision und Fortbildung zur Verfügung zu stellen. Bei Umzug der Herkunftseltern oder der Pflegeeltern muss, in Bezug auf die Anerkennung der Kosten, der Vertrauensschutz für die Familie Leitgedanke sein.

Die Daten des Statistischen Bundesamtes belegen, dass zum 31.12.2000 beinahe 2400 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren in Heimen lebten, das sind 21% der fremdplatzierten Kinder diesen Alters. Immerhin weisen einige Landesstatistiken erfreulichere Zahlen aus, denn in Bremen und Schleswig-Holstein sind nur 12% beziehungsweise 10% der Kleinkinder Heimkinder. Negative Spitzenreiter sind Berlin und Hamburg mit 31% und Sachsen mit 34%.

Wir fragen uns nun, warum fast 2400 Säuglinge und Kleinkinder nicht in Familien leben können. Warum gibt es zu wenige, qualifizierte Pflegepersonen? Sind Frauen nicht mehr bereit, sich sehr lange Zeit fast ausschließlich der Familie zu widmen? Sind die nicht ausreichend zur Verfügung gestellten Leistungen, wie zu Anfang beschrieben, ein Hinderungsgrund? Oder ist die fehlende soziale Absicherung, insbesondere die nicht vorhandene Altersvorsorge, ein Hemmnis, Pflegeperson zu werden?

Wenn wir die Anrufe Beratung suchender Pflegeeltern auswerten, kommen allerdings andere Gründe zum Vorschein. Diese sind immer wieder entsetzt, wie das "Wohl des Kindes" missachtet und missbraucht wird. Richter, Sachverständige, Verfahrenspfleger, Vormünder und Fachkräfte entscheiden noch zu oft, die zaghaft gewachsenen Bindungen sehr junger Kinder wieder zu durchtrennen. Erzwungene Besuchskontakte mehrmals wöchentlich, oder probeweise ohne Anwesenheit der Pflegeeltern und zu Übungszwecken auch mit Übernachtungen bei den Herkunftseltern sollen ermöglichen, schützenswerte Bindungen zu diesen aufzubauen. Völlig missverstanden wird dabei, dass zwischenzeitlich "sicher gebundene Pflegekinder", die nie oder sehr lange keinen Kontakt zu ihren Herkunftseltern hatten, massive, sie schädigende Verlustängste aufbauen. Selbst wenn diese Kinder wieder in ihre Pflegefamilie zurückkehren, haben ihre traumatisierenden Erfahrungen Auswirkungen, die jahrzehntelang anhalten können. Wir glauben, dass dies die Gründe sind, die informierte Erwachsene davon abhalten, Pflegepersonen werden zu wollen!

s.a. www.pfad-bv.de

 

 

 

[AGSP] [Aufgaben / Mitarbeiter] [Aktivitäten] [Veröffentlichungen] [Suchhilfen] [FORUM] [Magazin] [JG 2011 +] [JG 2010] [JG 2009] [JG 2008] [JG 2007] [JG 2006] [JG 2005] [JG 2004] [JG 2003] [JG 2002] [JG 2001] [JG 2000] [Sachgebiete] [Intern] [Buchbestellung] [Kontakte] [Impressum]

[Haftungsausschluss]

[Buchempfehlungen] [zu den Jahrgängen]

Google
  Web www.agsp.de   

 

 

 

 

 

simyo - Einfach mobil telefonieren!

 


 

Google
Web www.agsp.de

 

Anzeigen

 

 

 

 


www.ink-paradies.de  -  Einfach preiswert drucken