FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Rezension / Jahrgang 2006

 



Rita Rosner (Hrsg.)

Psychotherapieführer
Kinder und Jugendliche

Verlag C. H. Beck, 2006

(304 Seiten, 18.90 Euro)

Prof. Dr. Rita Rosner, Dipl-Psych., Psychologische Psychotherapeutin, arbeitet in der Abteilung Klinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Ihr Leitfaden dient folgenden Absichten:
»Der Psychotherapieführer Kinder und Jugendliche informiert kompakt und kenntnisreich über die wichtigsten Formen des Problemverhaltens junger Menschen vom ersten bis zum achtzehnten Lebensjahr. Der Entstehungszeit im Lebensverlauf folgend, werden die 16 wichtigsten Störungsbilder beschrieben, angefangen vom Bettnässen über Stottern, Autismus, Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität bis hin zu Zwangs- und Essstörungen, Substanzmissbrauch und Selbstmordgefahr. Fallbeispiele veranschaulichen die jeweilige Störung, zentrale Fachwörter werden erklärt, Einrichtungen, die psychotherapeutische Hilfe anbieten, werden beschrieben.
     Ein eigener Teil stellt die wichtigsten Therapierichtungen vor: Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, Spieltherapie, Familientherapie, Frühförderung, Entspannungsverfahren sowie die medikamentöse Behandlung. Der Leser erhält einen Überblick, welche Therapieform in welchem Fall am ehesten zu einer überprüfbaren Linderung der Beschwerden und zu einer Verhaltensänderung führt.« (Klappentext)

Der Herausgeberin ist es gelungen, dafür eine beachtliche Anzahl wissenschaftlich und praktisch ausgewiesener Experten heranzuziehen:

Carmen Adornetto, lic.phil., ist Psychologin und Assistentin für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Universität Basel.

Katja Ballaschk, Dipl.-Psych., ist Kinder und Jugendlichenpsychotherapeutin am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Potsdam.

Andreas Beelmann, Prof. Dr., Dipl-Psych., ist Hochschullehrer am Psychologischen Institut der Universität Jena.

Diana Bruer, Dipl.-Psych., ist Therapeutin und Leiterin des Psychologischen Zentrums in München

Manfred Döpfner, Prof. Dr. sc. Hum., Dipl.-Psych. ist Hochschullehrer für Psychotherapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Köln

Susanne Eder, Mag. Psych., ist Klinische Psychologin in der Station für Eltern-, Säuglings- und Kleinkindpsychosomatik des Krankenhauses München-Harlaching.

Günter Esser, Prof. Dr. phil. habil, Dipl-Psych., ist Hochschullehrer für Klin. Psychologie und Psychotherapie und Direktor der Akademie für Psychotherapie und Interventionsforschung an der Universität Potsdam.

Maria Gavranidou, Dr. phil., Dipl-Psych., ist Psychologische Psychotherapeutin im Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München.

Hildegard Goletz, Dipl-Psych., ist Psychologische Psychotherapeutin und Leiterin der Schwerpunktambulanz für Angst-, Zwangs- und Ticstörungen am Univ.klinikum Köln.

Alexander von Gontard, Prof. Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, für Kinderheilkunde und Psychother. Medizin, leitet die Klinik für Kinder- und Jug.psychiatrie der Universität Homburg.

Nikolaus von Hofacker, Dr. med., Kinder- und Jugendarzt, Kinder- und Jugendpsychiater, leitet die Abt. für Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters am Khs München-Harlaching.

Christian Hülsken, Dr., Dipl-Psych., ist Fachlicher Leiter des Autismus-Therapie-Zentrums in Bielefeld/Paderborn.

Wolfgang Ihle, Dipl-Psych., Psychologischer Psychotherapeut, ist Leiter der Akademie für Psychotherapie und Interventionsforschung an der Universität Potsdam.

Dörte Jahnke, Dipl-Psych., Psychologische Psychotherapeutin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abt. Beratungspsychologie an der Universität Potsdam.

Heinz Kindler, Dr., Dipl-Psych., Fachpsychologe für Rechtspsychologie, ist wissenschaftlicher Referent am Deutschen Jugendinstitut in München.

Sabine Lange, Dipl-Psych., Kinder und Jugendlichenpsychotherapeutin, ist wiss. Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Klin. Psychologie und Psychotherapie der Univ. Potsdam.

Reinhold G. Laessle, Prof. Dr., Psychotherapeut, ist Hochschullehrer für Klinische Psychologie an der Universität Trier.

Franz Peterander, Prof. Dr., Dipl-Psych., ist Hochschullehrer im Psychologischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Franz Petermann, Prof. Dr., Hochschullehrer für Klin. Psychologie, Dir. der Kinderambulanz der Univ. Bremen sowie Direktor des Zentrums für Klin. Psychologie und Rehabilitation.

Ulrike Petermann, Prof. Dr., Dipl-Psych., Hochschullehrerin an den Universitäten Potsdam und Dortmund.

Peter Rossmann, Dr., Klinischer und Gesundheitspsychologe, ist Hochschullehrer am Institut für Erziehungswissenschaft Universität Graz.

Silke Rothenhöfer, Dr., ist Oberärztin an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Stadt Köln.

Wilhelm Rotthaus, Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Systemischer Familientherapeut.

Sylvia Schaller, Dr., Dipl-Psych., ist Therapeutische Leiterin der Psychologischen Ambulanz der Universität Mannheim.

Stefan Schmidtchen, Prof. Dr., ist Hochschullehrer für Klinische Psychologie am Fachbereich Psychologie der Univ. Hamburg, Leiter der Abt. für Kinderdiagnostik und Kindertherapie.

Armin Schmidtke, Prof. Dr. Dr., ist Leiter der Abt. Klinische Psychologie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Würzburg.

Silvia Schneider, Prof. Dr., ist Hochschullehrerin für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Universität Basel.

Inge Seiffge-Krenke, Prof. Dr., Psychoanalytikerin, Abt.leit. für Entwicklungspsychologie im Psychol. Institut der Univ. Mainz, Doz. in der Ausbildung von Kinder- u. Jug.therapeuten.

Beate Sodian, Dr., Dipl-Psych., ist Hochschullehrerin für Entwicklungspsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Waldemar von Suchodoletz, Prof. Dr. med., Facharzt für Neurologie und Psychiatrie und für Kinder- und Jug.psychiatrie, Hochschullehrer an der Ludwig-Maximilians-Univ. München.

Martin Thurmair, Dr. phil. M.A., ist wiss. Mitarbeiter am Institut für Sonderpädagogik der Universität München und Leiter der Päd. Abt. der Bayer. Arbeitsstelle für Frühförderung

Karin Trübel, Dr. med., ist Ärztin und Psychotherapeutin auf der Station für Eltern-, Säuglings- und Erwachsenenpsychosomatik im Krankenhaus München-Harlaching.

Andreas Warnke, Prof. Dr. med., Dipl-Psych., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, ist Hochschullehrer und Direktor in der Universitätsklinik Würzburg.

Christoph Wewetzer, Prof. Dr., ist Hochschullehrer und Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Stadt Köln.

Da es unseren Rahmen sprengen würde, alle 28 Beiträge zu behandeln, sollen Textproben aus je einem Beitrag der drei Hauptteile (I. Allgemeines und Wichtiges,
II. Therapierichtungen, III. Störungsbilder) ausgewählt werden.

In ihrem Beitrag »Wie kommt es zu einem Problemverhalten oder einer psychischen Störung?« erläutern Rita Rosner und Maria Gavranidou allgemeine Musterläufigkeiten psychopathologischer Entwicklungen:
»In der Entwicklungspsychopathologie, der Wissenschaft, die sich insbesondere mit den Ursachen von Störungen beschäftigt, sind Risiko- und Schutzfaktoren bekannt, die mit psychischen Störungen verbunden sind. Einige Umstände sind generell stärker mit der Möglichkeit psychischer Fehlentwicklung verknüpft; andererseits können bestimmte Schutzfaktoren diese Risiken aber auch neutralisieren. So können etwa häufige Trennungen von den Eltern in der Kindheit dazu führen, dass die Kinder in ihren Beziehungen als Erwachsene Schwierigkeiten haben (häufige Trennungen von den Eltern sind also ein Risikofaktor). Man weiß aber auch, dass gute Pflegeeltern oder andere Bezugspersonen, welche die Eltern ersetzen, die Wirkung der Trennungen abschwächen können (gute Pflegeeltern oder das Vorhandensein weiterer Bezugspersonen sind damit ein Schutzfaktor).
     Probleme entstehen demnach dann, wenn die Ressourcen des Kindes und seiner Umwelt geringer bzw. schwächer ausfallen als die Anforderungen des eigenen Organismus und der Umwelt. Aufgrund der vorhandenen Ressourcen und Belastungen kann zwar eine Vorhersage bezüglich der kindlichen Entwicklung gemacht werden, diese hat jedoch den Wert einer Wahrscheinlichkeitsaussage. Das bedeutet, man kann abschätzen, wie hoch das Risiko ist, das zu einer Störung führt. Man kann jedoch nicht mit Sicherheit sagen, zu welchem Problem das besagte Risiko zu welchem Zeitpunkt führen wird und ob es überhaupt zu Problemen kommt. Kinder, die häufig hart bestraft werden, können später depressiv werden. Einige dieser Kinder werden aber eher aggressiv und zeigen sogar kriminelles Verhalten. Wieder andere hingegen bleiben gesund. Man weiß also, welche Faktoren die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ein Kind später Probleme entwickelt, aber man kann nicht genau vorhersagen, was davon tatsächlich eintreten wird.
     Dennoch kann ein Psychotherapeut, wenn ein Kind zu ihm in die Kindertherapiepraxis kommt, durch eine genaue Erfassung der bisherigen Lebensgeschichte und der Lebensumstände sowie der Entwicklung der Symptome herausfinden, wie es gerade bei diesem bestimmten Kind zu den spezifischen Problemen gekommen ist. Außerdem können Psychologen durch genaue Beobachtung der Interaktionen des Kindes mit seinen Bezugspersonen (Eltern, Geschwister, Erzieher, Lehrer) die Bedingungen herausfinden, die zur Aufrechterhaltung seiner Probleme führen (Bedingungsanalyse). Stattgefundene Lernprozesse lassen sich identifizieren. Wenn erwa die Eltern eines schüchtern-ängstlichen Kindes sich zunächst freuen, dass das Kind 'so brav' ist, nicht nach draußen geht und keine gefährlichen Spiele spielt, dann lernt dieses Kind durch Belohnung (die Eltern freuen sich), dass es gut ist, nicht unternehmungslustig zu sein.« (S. 19/20)

Unter dem Titel »Verhaltenstherapie und Kognitive Verhaltenstherapie« benennen Günter Esser und Katja Ballaschk die Prinzipien der Verhaltenstherapie im Kindes- und Jugendalter:

  • Verhaltenstherapie im Kindes- und Jugendalter bezieht ihre wissenschaftlichen Grundlagen aus der psychologischen Forschung und legt einen besonderen Wert auf die Überprüfbarkeit der von ihr angewandten Therapieverfahren.
  • Verhaltenstherapie im Kindes- und Jugendalter ist problemorientiert, die Behandlung setzt am aktuellen Problemverhalten an. Für die Änderung des Problemverhaltens ist eine Analyse der aufrechterhaltenden Bedingungen besonders wichtig.
  • Verhaltenstherapie im Kindes- und Jugendalter ist zielorientiert. Gemeinsam mit dem Kind bzw. Jugendlichen und dessen Eltern wird das Therapieziel festgelegt. Dabei erfolgt eine Unterscheidung zwischen Nah- und Endziel.
  • Verhaltenstherapie im Kindes- und Jugendalter ist handlungsorientiert. Neben der Einsicht in die Bedingungen des Problemverhaltens stellt das aktive Einüben des neuen Verhaltens und somit die praktische Anwendung der gewonnenen Einsichten einen wesentlichen Bestandteil der Therapie dar.
  • Verhaltenstherapie im Kindes- und Jugendalter ist nicht auf das Therapiezimmer begrenzt. Das gelernte Verhalten wird auf die konkrete soziale Umgebung (Schule, zu Hause) übertragen. Wichtige Bezugspersonen wie Eltern und Lehrer können dabei in die Therapie mit einbezogen werden. Damit wird eine erfolgreiche Übertragbarkeit der im Therapiezimmer erworbenen neuen Verhaltensweisen garantiert.
  • Verhaltenstherapie im Kindes- und Jugendalter ist transparent und Hilfe zur Selbsthilfe. In der Therapie wird darauf geachtet, dass dem Patienten und den Bezugspersonen alle Schritte durchsichtig und verständlich erscheinen. Sie werden, ihrem Entwicklungsstand entsprechend, über die auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren des Problemverhaltens informiert. Dem Aspekt der späteren Selbstkontrolle und Selbststeuerung nach der Therapie durch den Patienten wird dabei ein wesentliches Gewicht beigemessen.« (S. 46/47)

Zur Wirksamkeit der Verhaltenstherapie teilen sie Folgendes mit:
»Die Verhaltenstherapie akzeptiert und integriert Ansätze, die sich unter der strengen wissenschaftlichen Qualitätskontrolle als wirksam erweisen. Verhaltenstherapeuten streben nach theoretisch begründbaren, transparenten und wirksamen Therapiemethoden. Im Vergleich zu anderen Methoden gilt die Verhaltenstherapie gegenwärtig als das am besten wissenschaftlich untersuchte Therapieverfahren. Eine Vielzahl empirischer Studien belegt ihre Wirksamkeit bei einer Vielzahl von Problemen und Störungen (Esser & Seil, 2003). Dies trug dazu bei, dass sich die Verhaltenstherapie im Kindes- und Jugendalter zur erfolgreichsten Therapierichtung entwickelte und beim Inkrafttreten des Psychotherapiegesetzes 1999 als eine Therapie anerkannt wurde, deren Leistungen von den Krankenkassen erstattet werden.« (S. 56)

Im Kapitel »Substanzmißbrauch: Sucht und Abhängigkeit« von Dörte Jahnke und Wolfgang Ihle heißt es über die Ursachen:
»Warum ist der Konsum und Missbrauch von Alkohol und anderen Drogen gerade in dieser Altersgruppe so verbreitet? Um diese Frage beantworten zu können, müssen die spezifischen Entwicklungsanforderungen Jugendlicher in Augenschein genommen werden. Der symbolische oder enthemmende Wert von Drogen schafft eine (scheinbare) Erleichterung bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben des Jugendalters wie Identitätssuche, Aufbau von Freundschaften und Aufnahme intimer Beziehungen. Andererseits bieten Alkohol und andere Drogen bei Schwierigkeiten wie Außenseitertum oder Schulproblemen eine aktive Problemlösung in Form von Rauschzuständen oder Rückzug.
     Bei der Mehrheit der Jugendlichen ist der Substanzmissbrauch zeitlich auf die Bewältigung der Entwicklungsanforderungen begrenzt. Bei einer Gruppe von Jugendlichen bleibt das problematische Verhalten jedoch unabhängig von der Menge des Alkoholkonsums und dem Ausmaß des gezeigten Problemverhaltens bis in das Erwachsenenalter bestehen oder wird sogar noch verstärkt. Jugendliche, deren problematisches Konsumverhalten bis in das Erwachsenenalter reicht, weisen häufig noch andere Verhaltensauffälligkeiten (Anpassungsstörungen, dissoziales Verhalten) auf.
     Ein dritter Entwicklungsverlauf bezieht sich auf eine Gruppe von Jugendlichen, bei denen der Substanzmissbrauch ebenfalls über das Jugendalter hinaus anhält, ohne dass sie bereits im Kindesalter Auffälligkeiten zeigten. Diese Betroffenen haben den Substanzkonsum möglicherweise als Bewältigungsstrategie kritischer Lebensereignisse und Entwicklungsaufgaben genutzt und konnten den Missbrauch dann nicht mehr beenden bzw. haben eine Abhängigkeit entwickelt. Eventuell liefert das Vorliegen einer physiologischen Disposition oder Unterschiede im Suchtpotential verschiedener Substanzen einen Erklärungswert.« (S. 282/283)

Zur Behandlung liefern die Autoren folgende Anregungen:
»Eine unabdingbare Voraussetzung für eine effektive Behandlung von alkohol- und drogenabhängigen Jugendlichen stellt das wirkungsvolle Ineinandergreifen von Maßnahmen der Jugendhilfe, der Drogenhilfe, der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie dar. Als ein weiterer wichtiger Bestandteil der Behandlung ist die gründliche Beratung und Stützung der Eltern in ihren Erziehungsfunktionen zu sehen. Nicht zu vernachlässigen ist jedoch der Aufbau einer tragfähigen, stabilen Beziehung zwischen Patient und Behandler als zentrale Behandlungsvoraussetzung. Dabei gilt es zu beachten, dass eine einseitige Identifikation des Behandlers mit den Eltern oder dem Jugendlichen selbst immer kontraproduktiv ist.
     Psychotherapeutische Maßnahmen schließen insbesondere Elemente zur Förderung der Therapiemotivation, Entwöhnung und Rückfallprävention ein. Ein entscheidendes Element in der Suchtbehandlung stellt die Motivationsarbeit dar.
     Mit dem motivationalen Interview (Miller & Rollnick, 1991) steht eine standardisierte Methode zur Verfügung, die durch eine nichtkonfrontative Gesprächstechnik den Patienten dazu motiviert, positive und negative Aspekte des Substanzmissbrauchs zu formulieren und gegeneinander abzuwägen, konkrete Änderungsziele zu benennen und das Vorgehen zur Zielerreichung zu planen und durchzuführen. Ziel ist es, dass der Patient das Überwiegen der langfristigen negativen Konsequenzen über die kurzfristigen positiven Effekte seines Substanzgebrauchs begreift.
     Prochaska und DiClemente (1992) haben ein Modell zur Veränderungsmotivation formuliert, das den vom Abhängigen durchlaufenen Veränderungsprozess in vier Phasen unterteilt: Ein Betroffener, der sich in der Phase der Absichtslosigkeit befindet, ist nicht therapiemotiviert. Er zeigt kaum Einsicht in bestehende Probleme und ist meist durch äußeren Zwang (durch Justiz oder durch Druck von Bezugspersonen) in die Therapie vermittelt worden. In der Phase der Absichtsbildung verfügt er bereits über ein Bewusstsein für seine mit der Sucht verbundenen Probleme und denkt über mögliche Veränderungen nach. In der Phase des Aktivwerdens hat er sich bereits für Veränderungen entschieden und beginnt, sein Verhalten zu ändern. In der Phase der Aufrechterhaltung geht es darum, die in der Phase der Absichtsbildung und der Phase des Aktivwerdens angestoßenen Prozesse fortzuführen. In dieser Phase kommt der Rückfallvorbeugung eine bedeutende Rolle zu.« (S. 287/288)

Ähnlich klar, übersichtlich und verständlich sind auch die Beiträge der anderen Autoren. Der im Klappentext erhobene Handbuch-Anspruch wird allerdings nicht erfüllt, weil die dafür erforderliche Gründlichkeit auf 300 Seiten nicht geboten werden kann, ferner gibt es kaum Abbildungen oder andere Formen der graphischen Hervorhebung, auch wenig systematische Zusammenfassungen und weder ein Sachwort- noch ein Autorenregister; aber als Überblick über die seelischen Störungen des Kindes- und Jugendalters und deren Behandlungsmethoden ist dieser Leitfaden das Beste auf dem Markt, für Erzieher, Eltern und Lehrer sehr zu empfehlen, für Studierende der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie unverzichtbar.

Kurt Eberhard  (April, 2006)

 

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