FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Aktivitäten / Therapeutisches Programm für Pflegekinder (TPP)

 

Das Therapeutische Programm für Pflegekinder (TPP)

– ein Aktionsforschungsprojekt
für psychisch traumatisierte Kinder und Jugendliche
in sozialpädagogisch und psychotherapeutisch betreuten Pflegefamilien
(aktualisierte Fassung)

 

Träger:
Friedrichs-Stift der Königin Luise von Preußen
(Vorsitzende: Rechtsanwältin Sigrid Katsaras)
Fachliche Verantwortung:
Berliner Arbeitsgemeinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (vgl.
www.agsp.de)
Ltg.: Soz.-Päd. Gudrun Eberhard & Dipl.-Psych. Prof. Dr. Kurt Eberhard

 

Vorgeschichte:

    1960: Beginn der Forschungsarbeit im Hans-Zulliger-Haus des Senators für Familie, Jugend und Sport unter dem Thema »Lebensbewährung schwererziehbarer Minderjähriger«;

    1975: Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP);

    1979: Entwicklung der Konzeption für das TPP - damals unter dem Namen »Intensivpädagogisches Programm« (IPP) - und Förderungszusage des Friedrichs-Stifts;

    1980: Suche nach verwahrlosungsgefährdeten Kindern, Anwerbung erziehungserfahrener Frauen, Herstellung von Kontakten zwischen diesen und den zur Aufnahme vorgesehenen Kindern;

    3.10.1980: Vermittlung des ersten Kindes in das TPP.

    Die Zahl der betreuten Kinder bewegt sich zwischen 25 und 36.

 

Konzeptionelle Besonderheiten:

  • Wir bezeichnen uns als Therapeutisches Programm, weil es sich um vernachlässigte, mißhandelte und mißbrauchte Kinder handelt, die wegen ihrer tiefgreifenden Traumatisierungen vorrangig der Therapie und erst nachrangig der Erziehung bedürfen. Unsere Pflegefamilien sind deshalb mehr Orte der Therapie als der Pädagogik. Die wichtigsten Therapeutika sind Liebe, Ruhe, Stetigkeit.
     
  • Da wir Kindern eine Chance geben wollen, die kaum Aussicht haben, von behördlicher Seite in eine Adoptiv- oder Pflegefamilie vermittelt zu werden, wählen wir vorzugsweise Kinder aus, die älter als 6 Jahre sind und bereits erhebliche Verhaltensschwierigkeiten bieten, also Kinder, bei denen in der herkömmlichen Pflegefamilie – d.h. in Pflegefamilien ohne kontinuierliche sozialpädagogische und psychotherapeutische Betreuung und ohne gegenseitige kollegiale Supervision – mit hohem Abbruchrisiko gerechnet werden müßte.
     
  • Wir haben wenig Vertrauen in die fachspezifischen Ausbildungsgänge und suchen unsere Pflegeeltern deshalb danach aus, ob sie ihre eigenen Kinder zu liebes- und arbeitsfähigen Menschen heranbilden konnten.
     
  • Zusätzlich zu ihren Verträgen mit den Jugendämtern schließen sie mit uns Honorarverträge als heilpädagogische Erzieherinnen ab und erweitern ihre Qualifikation durch die Praxis, durch unsere Beratung, den Erfahrungsaustausch untereinander und durch berufsbegleitende Seminare.
     
  • In der Beratung und den praxisbegleitenden Seminaren üben wir, auf die jeweils aktuellen Probleme mit alternativen phänomenalen, kausalen und aktionalen Hypothesen zu reagieren. Dabei werden auch die Möglichkeiten und Grenzen der einschlägigen Theorien vermittelt. Als fruchtbarste Theorien für unsere Praxis erweisen sich die psychoanalytische Ich-Psychologie, die ethologische Bindungstheorie und die neuropsychologische Traumatheorie.
     
  • Bei der Analyse der mitwirkenden psychischen Probleme der Erzieherinnen helfen psychotherapeutisch orientierte Reflexionsformen im Arbeitskreis und in der individuellen Beratung.
     
  • Das TPP versucht, die Vorteile des Heims (Teamarbeit, Erfahrungsaustausch, fachliche Anleitung, konzeptionelle und institutionelle Kontinuität etc.) mit den Vorteilen der Pflegefamilie (familiäre Erziehung, tiefere emotionale Bindung, kein Schichtdienst, Vermeidung von Stigmatisierungen und gegenseitigen dissozialen Infektionen etc.) zu verbinden.
     
  • Wir leisten auch außerhalb der Dienstzeiten Beratungsarbeit und sind notfalls nachts und an Feiertagen zu sofortigen Kriseninterventionen bereit.
     
  • Ein besonders wichtiger Teil unserer Konzeption ist die Unterstützung der Pflegefamilien untereinander, deshalb veranstalten wir regelmäßig Familientreffen, so daß die Erzieherinnen auch die anderen Kinder und diese sich gegenseitig kennen.
     
  • Sozialökologischen Erkenntnissen folgend, beziehen wir auch das weitere Milieu, die Nachbarschaft, die Schule, die Behörden sowie den soziokulturellen Hintergrund in unsere Arbeit mit ein.
     
  • Eine der Pflegefamilien bewohnt ein stiftungseigenes Haus, in dem zwei Zimmer für Kurzunterbringungen anderer Pflegekinder des Projekts vorgesehen sind, falls solche wegen Krankheit der Pflegemutter oder anderer Krisensituationen notwendig werden.
     
  • In problematischen Fällen übernehmen die Projektleiter die Kontakte zu den leiblichen Eltern und können so die Arbeit der Pflegeeltern abschirmen.
     
  • Direkte Umgangskontakte zwischen dem Pflegekind und seiner Herkunftsfamilie werden gem. § 1684 BGB nur befürwortet, wenn das Kindeswohl dadurch nicht gefährdet wird.
     
  • Das TPP steht nicht in Konkurrenz zu den staatlichen Erziehungsprogrammen, sondern will im Sinne der Subsidiarität mit ihnen kooperieren. In Konfliktfällen können die Pflegeeltern uns als ihre Interessenvertreter hinzuziehen.
     
  • Mißerfolge werden als gemeinsame Niederlagen erlebt, die das Projekt, insbesondere deren Leiter nach außen zu verantworten haben.
     
  • Um den heranwachsenden Pflegekindern den Weg in das Erwachsenenleben zu erleichtern, bieten wir bei Bedarf über das 18. Lebensjahr hinaus Hilfen in Form von Wohnungsvermittlung, Mietzahlung, Beratung und Betreuung.
     
  • Das Friedrichs-Stift hat eine Eigentumswohnung erworben, die für betreutes Einzelwohnen dieser heranwachsenden Jugendlichen und Jungerwachsenen zur Verfügung steht.
     
  • Durch praxisbegleitende Aktionsforschung wird nach innen und außen Rechenschaft über Erfolge und Mißerfolge der gemeinsamen therapeutischen Arbeit abgelegt.

 

(s. Aktionsforschung als Grundlage der Pflegeelternausbildung und ‘Das Intensivpädagogische Programm - ein Aktionsforschungsprojekt für psychisch traumatisierte Kinder und Jugendliche in sozialpädagogisch und psychotherapeutisch betreuten Pflegefamilien’)

 

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